Ehrenamtliches Engagement auf dem Spielplatz? Klar. Mit Familienpatenschaften!
veröffentlicht am 17.08.2017
Das im vergangenen Jahr begonnene Projekt Familienpatenschaften wird fortgeführt. Es hat zum Ziel die gesellschaftliche Teilhabe von geflüchteten Familien zu erleichtern. Im Mittelpunkt steht die gemeinsame Freizeitgestaltung von geflüchteten Familien und ehrenamtliche Familienpat*innen, die nach Interessen und Wünschen zusammengebracht werden. Auch in den warmen Sommermonaten und trotz rückläufiger Entwicklung in der Zuwanderung in den letzten Monaten sind Patenschaften wichtig, weil sie das Ankommen von Geflüchteten erleichtern und deren Integration fördern.
Das Projekt Familienpatenschaften will die gesellschaftliche Teilhabe von Geflüchteten verbessern und ihnen somit das Ankommen in der Stadt Magdeburg vereinfachen. Dabei sollen ehrenamtlichen Pat*innen die geflüchteten Familien dabei unterstützen die Stadt mit ihren zahlreichen familienfreundlichen Seiten kennen zu lernen. Pat*in kann jeder werden: Familien, Paare oder auch Einzelpersonen. Die Tätigkeit der Pat*innen erfolgt dabei unentgeltlich; Inhalt und Form (Aktivitäten, Häufigkeit und Dauer) werden individuell vereinbart, sodass die Pat*innen und Familien flexibel agieren können.
Im Rahmen des Projektes bietet die Integrationshilfe Sachsen-Anhalt e.V. für die ehrenamtlichen Pat*innen Informationsworkshops zu den Themen Flucht, Asyl, Migration und interkulturelle Kompetenzen an. Außerdem begleitet eine feste Ansprechpartnerin die ehrenamtlichen Familienpat*innen, unterstützt und entlastet bei Problemen oder Konflikten.
Von einer Patenschaft profitieren nicht nur die teilnehmenden geflüchteten Familien, sondern auch die Pat*innen; eine Patenschaft baut Vorurteile und Ängste ab, es stärkt das Miteinander in Magdeburg, es bereichert unsere Stadt und es kann damit ein sinnstiftendes Ehrenamt sein.
Syrien, Afghanistan, der Iran, Russland oder die Türkei: Weiterhin suchen Menschen in Deutschland Schutz vor Krieg, Konflikten, Diskriminierung oder Verfolgung. Ungeachtet der Herkunft und den persönlichen Gründen die zum Verlassen ihrer Heimat führten bedürfen Geflüchtete nach wie vor verschiedene Hilfestellungen im Alltag.
Die Integrationshilfe Sachsen-Anhalt e.V. ist ein unabhängiger Verein, der mit mehreren Projekten aktiv ist und derzeit hauptsächlich Geflüchtete in deren Asylverfahren sowie beim Aufenthalt in Deutschland hilfreich zur Seite steht. Darüber hinaus unterstützt er bei Fragen bezüglich Wohnungssuche, Arztbesuchen oder Behördenterminen. Der 2011 gegründete Verein setzt sich außerdem für eine verstärkte Teilhabe und Partizipation von Geflüchteten und Migrant*innen ein, fördert ehrenamtliches Engagement und interkulturelle Kompetenzen
Ansprechpartnerin für das Projekt Familienpatenschaften: Kathrin Natho
E-Mail: Kathrin.Natho@integrationshilfe-lsa.org
Fon: 0176/62332932
www.integrationshilfe-lsa.org/familienpatenschaften
Das Projekt Familienpatenschaften Magdeburg von der Integrationshilfe Sachsen-Anhalt e.V. wird vom Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration des Landes Sachsen-Anhalt gefördert.
Afghanistan ist kein sicheres Herkunftsland
veröffentlicht am 04.07.2017
Auf Grund der sich weiter verschlechternden Sicherheitslage rufen wir die Landesregierung von Sachsen-Anhalt auf, sich mit der Entscheidung der Bundesregierung bezüglich der nun folgenden Überprüfung durch das Auswärtige Amt umfassend auseinanderzusetzen. Geflüchteten Menschen aus Afghanistan mit nachgewiesenen Integrationsbemühungen ist ein längerfristiger Aufenthalt zu ermöglichen, sollte kein allgemeines Abschiebungsverbot für Afghanistan erlassen werden. Dies ist nicht nur vor dem Hintergrund der aktuellen Anschläge auf europäische Auslandsvertretungen in Kabul sowie zuletzt auf eine Bank in Lashkar Gah (Helmand) notwendig, sondern um der humanitären Verantwortung gegenüber diesen oft jungen Menschen angesichts der Verhältnisse gerecht zu werden.
„Die Bundeswehr ist nach wie vor in Afghanistan stationiert. Der Bundesinnenminister zeigt sich bei Besuchen nur mit besonderer Schutzausrüstung. Geflüchtete Menschen zu zwingen in einem solchen Land zu leben ist zynisch und unmenschlich!“, so Robert Willnow, Vorsitzender der Integrationshilfe Sachsen-Anhalt e.V.. „Selbst die afghanische Regierung bestätigt nun, dass es kein einziges sicheres Gebiet in Afghanistan gibt, da dieses sich mit 20 terroristischen Gruppierungen im Krieg befindet. Die Abschiebungen nach Afghanistan müssen sofort und ausnahmslos gestoppt werden und dies auch bleiben, solange sich an der desolaten Sicherheitslage nichts Grundlegendes ändert.“
Die gezielten Anschläge in Kabul auf ausländische Vertretungen und afghanische Regierungsvertreter sind Ausdruck einer sich seit längerer Zeit verschlechternden Sicherheitslage. Derlei Anschläge haben den Effekt, dass das mediale Scheinwerferlicht wieder auf Afghanistan gerichtet ist, nachdem die Krisenberichterstattung in den letzten Jahren hauptsächlich den Konflikt in Syrien zum Gegenstand hatte. Dies kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Aufständischen in Afghanistan auch in der Fläche seit einigen Jahren sehr stark präsent sind und die militärischen Konfrontationen eine hohe Intensität mit vielen Opfern verzeichnen.
Den SIGAR-Quartalsberichten[1] für den Sonderbeauftragten für Afghanistan im US-Kongress zufolge, wurde bereits seit 2015 eine Verschlechterung der Sicherheitslage konstatiert. Diesen zufolge sind auf Grund der militärischen Auseinandersetzungen zwischen Aufständischen und Regierungstruppen derzeit ca. 40% der Distrikte in Afghanistan umkämpft oder gar nicht mehr unter der Kontrolle der Regierung. Dies hat auch zuletzt der amerikanische Verteidigungsminister James Mattis im US-Senat zugegeben: „Wir gewinnen momentan nicht.“ Als Gegner treten vorrangig Talibangruppierungen und Ableger des sogenannten Islamischen Staates, wobei letzterer hauptsächlich im Osten an der Grenze zu Pakistan aktiv ist, auf. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund einer möglichen Verfolgung von geflüchteten Afghanen, die abgeschoben wurden und oft auch nicht auf familiäre Unterstützung zurückgreifen können, besonders besorgniserregend, da die gesellschaftlichen Strukturen im Land wesentlich stärker von der Zugehörigkeit zu Familien und Ethnien geprägt sind.
[1] Quelle: https://sigar.mil/quarterlyreports/index.aspx
Neues Projekt: Patenschaften für geflüchtete Familien in Magdeburg
veröffentlicht am 16.08.2016
Das Projekt „Familienpatenschaften“ wird von dem 2011 gegründeten gemeinnützigen Verein Integrationshilfe Sachsen-Anhalt e.V. durchgeführt. Ziel des Projekts ist es, bis zum Jahresende Patenschaften für geflüchtete Familien mit Kindern zu etablieren, um deren gesellschaftliche Integration in Magdeburg zu erleichtern sowie deren Bleibeperspektive zu erhöhen. Die Familien werden von ehrenamtlichen Paten betreut, die für diese Tätigkeit geschult und vorbereitet sowie durch Fachkollegen und Dolmetscher*innen unterstützt werden.
Zielgruppe des Projekts sind vorwiegend Familien aus Balkanstaaten, prinzipiell ist es jedoch offen auch für Familien aus anderen Herkunftsländern. Die Gründe, die zum Verlassen ihrer Heimat geführt haben, sind verschiedenster Art; auch Kriegsflucht wie im Kosovo oder in Armenien gehört dazu. Die Familien kommen aus unterschiedlichen Verhältnissen und müssen nun unterschiedliche Alltags- und Behördenhürden überwinden. Ziel des Projekts ist es ebenso, den Familien dabei zu helfen, sich ihren aktuellen Problemen und Schwierigkeiten zu stellen und diese zu bewältigen. Hilfe zur Selbsthilfe wird durch das Projekt geleistet.
Konkrete Aufgabe des Projekts „Familienpatenschaften Magdeburg“ ist es, bis zum Projektende am 31.12.2016 25 Patenschaften durch Ehrenamtliche für Familien mit Kindern einzurichten, die die gesellschaftliche Integration der Geflüchteten in Magdeburg erleichtern und eine gelebte Willkommenskultur in der Landeshauptstadt fördern sollen.
Um die Erfolgsaussichten zu erhöhen, werden Paten und Familien nach Interessen, Alter und Hobbys entsprechend zusammengebracht.
Für dieses Projekt ist das Engagement von Bürgern gefragt, die sich ehrenamtlich aktiv für ein Miteinander in Magdeburg einsetzen möchten. Ziel soll es sein, dass die Paten zu der zu betreuenden Familie einen Bezugspunkt haben, der über Behördengänge und andere administrative Dinge wie Schulbesuch und Integration in den Arbeitsmarkt hinaus geht; zum Beispiel durch das Aufzeigen von Möglichkeiten der Freizeitgestaltung in Magdeburg.
Für weitere Informationen steht Ihnen die Projektleiterin Andrea Joveski unter folgenden Kontaktdaten gern zur Verfügung.
E-Mail: andrea.joveski@integrationshilfe-lsa.org
Selbstverteidigung, Selbstbewusstsein und Fitness für weibliche Flüchtlinge“
veröffentlicht am 15.08.2016
„Etwas Neues erleben“ war das Motto des Selbstverteidigungs- und Fitnesskurses für 16 geflüchtete Frauen aus Syrien, Afghanistan und Iran. Am Dienstag, den 09.08.2016 leitete die Karate- und Fitnesstrainerin Silvana Moreno vom Budo Karate Club Magdeburg in der Schönebecker „Franz Vollbring“ Halle einen dreistündigen Sportkurs, welcher weit über das Sportliche hinaus ging. Themen wie Integration und Stärkung des Selbstbewusstseins wurden an diesem Tag groß geschrieben.
Der Kurs fand aufgrund von kulturellen Gründen ausschließlich für Frauen statt. Anfangs verschleiert, fielen nach den ersten Minuten bereits die Kopftücher und die Freude am Sport stand den Frauen wie ins Gesicht geschrieben. Die erste Stunde wurde mit Musik und Fitnessübungen begonnen, später ging es in den Karate- und Selbstverteidigungsteil über, in dem vor allem Abwehrtechniken einstudiert wurden. Den Schluss bildeten Gymnastikübungen am Boden. Kommuniziert wurde trotz Übersetzerin teilweise auf Deutsch, wodurch an diesem Tag auch an den jeweiligen Sprachkenntnissen gearbeitet wurde. Es war unschwer zu erkennen, wie gut es den Frauen dabei ging, einmal abgelenkt zu sein von den vielen Problemen und Schwierigkeiten der Flucht.
Die Veranstaltung wurde vom Verein Integrationshilfe Sachsen-Anhalt e.V. durchgeführt, welcher Migranten überwiegend im Raum Magdeburg, Schönebeck und Calbe Beratung und Begleitung anbietet. Sportangebote sind von den Geflüchteten sehr gefragt, jedoch vorallem in kleineren Städten oder Gemeinden nur vereinzelt vorhanden. Außerdem fehlt es den Leuten oft an finanziellen Mitteln, um beispielsweise eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio zu bezahlen. Daher kam das Sportangebot an diesem Tag zu ihnen. Geplant ist die Weiterführung des Projektes, welches vom LandesSportBund Sachsen-Anhalt e.V. unterstützt wird, auch in Zukunft.
Projektstart der „Sprachmittlung in Sachsen-Anhalt“
veröffentlicht am 13.04.2016
Eine lebendige Willkommenskultur mit ihren vielen ehrenamtlichen und professionellen Helfern unterstützt Gefllüchtete vor Ort bei der Ankunft in einem für sie zunächst fremden Land. Das größte Problem sind gerade in schwierigenAnfangszeiten Sprachbarrieren auf beiden Seiten. Hier setzt das Integrationsprojekt „Sprachmittlung in Sachsen-Anhalt“ ein. Ein Kooperationspartner im Landesnetzwerk Migrantenorganisationen ist die Integrationshilfe Sachsen-Anhalt e.V.
Sprachmittler sind in der Lage, zwischen Willkommensinitiativen, Fachkräften und Migranten professionell zu vermitteln, helfen bei der Verständigung und tragen damit zum verständnisvolleren Zusammenleben bei. Als kultursensible Personen können sie Kommunikationsstörungen minimieren und Missverständnisse ausräumen.
Dafür wurde ein 12-stündiger Telefondienst unter der Telefonnummer 0345 / 213893 99 eingerichtet. Dieser ist von 08.00 – 20.00 Uhr erreichbar. Am Telefon kann eine umgehende Übersetzung stattfinden oder es wird an Ehrenamtliche vor Ort vermittelt zum Beispiel für Behördengängen oder Arztbesuche. Aber auch in anderen Lebenssituationen z. B. im Sportverein oder bei der Wohnungssuche kann eine Übersetzungshilfe nützlich sein. Alle in Sachsen-Anhalt relevanten Sprachen werden hierfür vermittelt.
Das Netzwerk dieser hauptamtlichen und ehrenamtlichen Sprachmittler wird durch die Kooperationspartner in regionalen Gruppen betreut. So konnten 10 Sprachmittler und Sprachmittlerinnen als Minijobber auf der Basis von 12 Wochenstunden in Halle, Dessau und Magdeburg eingestellt werden. Die Sprachmittler werden einen regionalen Sprachmittelerpool aufbauen und selbst als aktive Sprachmittler arbeiten. Bereits bestehende oder entstehende lokale sowie regionale Sprachpools werden in einem landesweiten Pool zusammengefasst. Auch wird das Wissen der kultursensiblen Sprachmittler durch Qualifizierung ständig weiterentwickelt.
Desweiteren werden auch immer neue ehrenamtliche Sprachmittler und Sprachmittlerinnen für die neu aufzubauende Datenbank gesucht. Dabei ist es vollkommen egal, ob man nur telefonisch dolmetschen oder auch Menschen begleiten möchte. Sprachen, die noch benötigt werden sind Tigrinja, Somali, Farsi, Paschtu und Dari sowie Albanisch und Kurdisch. Bei der Integrationshilfe Sachsen- Anhalt e.V. gibt es bereits eine aktuelle Sprachdatenbank, in der Dolmetscher und Dolmetscherinnen nach Sprachkenntnis, Region und ggf. thematischer Spezialisierung ermittelt und erreicht werden können. Diese Datenbank wird in das neue Projekt integriert.
Neues Angebot der IHSA: Deutschkurse für Geflüchtete
veröffentlicht am 17.06.2015
Die Mitglieder der Integrationshilfe Sachsen-Anhalt e.V. (IHSA) freuen sich, einen weiteren Meilenstein bei der Unterstützung von Geflüchteten in Magdeburg erreicht zu haben. Bereits seit Anfang Mai diesen Jahres bietet der Verein Deutschkurse für Geflüchtete an, die von ehrenamtlich tätigen Helfer*innen betreut und durchgeführt werden. Eine Zertifizierung der Kurse ist nicht angestrebt, vielmehr ist es das konkrete Anliegen der Maßnahme, den Teilnehmenden eine erste Hilfestellung in der Bewältigung des Alltags zu bieten, um das nicht immer problemfreie Zurechtfinden in einer für sie zunächst unbekannten Umgebung zu erleichtern.
Neben den Kursleitern engagieren sich dafür eine Vielzahl weiterer Unterstützer*innen, welche die Durchführung und Organisation der Kurse gewährleisten. Momentan werden vier Kurse an drei Wochentagen angeboten, die teils im einewelt haus in der Schellingstraße und teils in der Berufsbildenden Schule „Otto von Guericke“ stattfinden. Besonders erfreulich ist dabei die positive Resonanz bei den teilnehmenden Geflüchteten. Momentan lernen Menschen aus Ländern wie Albanien, Afghanistan, Burkina Faso und Syrien die deutsche Sprache.
Die Sprachkurse sollen bereits etablierte Angebote verschiedener Träger in Sachsen-Anhalt ergänzen, da der Bedarf – speziell an Deutschkursen – die derzeitigen Kapazitäten stark übersteigt. Dies liegt nicht zuletzt an der zunehmenden Zahl geflüchteter Menschen, die Schutz in Deutschland suchen. Auch besteht gesetzlich nur für jeden anerkannten Geflüchteten die Möglichkeit, an Integrationskursen teilzunehmen, da ein rechtlicher Anspruch darauf erst nach Erteilung eines Aufenthaltstitels besteht.
Dies geschieht aufgrund langer Bearbeitungszeiten der Asylanträge oftmals erst nach mehreren Monaten und kann sich in etlichen Fällen auch weit über ein Jahr hinziehen.
Die Durchführenden hoffen zukünftig noch weitere Kurse sowie zusätzliche Nachhilfesitzungen anbieten zu können. Dafür werden noch Unterstützer*innen gesucht. Geflüchtete, die ihre Deutschkenntnisse verbessern wollen, sind ebenfalls stets willkommen. Die Interessent*innen können sich an Claudia Rumke wenden, um weitere Informationen und Beteiligungsmöglichkeiten zu erfahren. Vor allem im Bereich Organisation und Finanzen werden derzeit noch Helfer*innen gesucht.
Kontakt:
claudia.rumke@integrationshilfe-lsa.org
Die Integrationshilfe Sachsen-Anhalt e.V. kritisiert erneuten Abschiebeversuch durch den Salzlandkreis
veröffentlicht am 06.06.2015
Der erneute Abschiebeversuch von Familie Xhafaj am Freitag um 6 Uhr morgens durch die Ausländerbehörde des Salzlandkreises ist ein Beispiel für die fehlerhafte Einschätzung von individuellen Situationen der betroffenen Geflüchteten in Sachsen-Anhalt.
Der unangekündigte einseitige Versuch durch die Ausländerbehörde schnellstmöglich Fakten zu schaffen, obwohl eine Absprache mit dem Salzlandkreis vorlag, ist scharf zu kritisieren. Die Integrationshilfe Sachsen-Anhalt e.V. sollte eigentlich die Vermittlung zwischen den verantwortlichen Behörden einerseits und den privaten Interessen der Geflüchteten andererseits nach der ersten gescheiterten Abschiebung durchführen.
Bereits während des Erstgespräches mit der Familie am Mittwoch den 03. Juni, fiel Mitgliedern der Integrationshilfe Sachsen-Anhalt e.V. auf, dass das zweijährige Kind sich krank verhielt. Die Eltern berichteten, dass es Fieber hätte, aber eine Behandlung abgelehnt worden sei. Die Integrationshilfe informierte daraufhin die Familie, sollte sich der medizinische Zustand des Kindes verschlechtern, es im Notfall keinen Behandlungsschein vom Sozialamt bedarf, sondern sie sich direkt bei einem Krankenhaus melden könnten.
Das zweijährige Kind liegt nun mit einem akuten Blinddarmvorfall in der Kinderklinik in Magdeburg und wurde vorgestern notoperiert. Der medizinische Zustand ist weiterhin kritisch.
Jan Braune, Projektleiter des Service- und Willkommensbüros in Schönebeck, kann die Arbeitsweise des Landkreises nicht nachvollziehen: „Es ist bedauerlich, dass der Salzlandkreis unser Vermittlungsangebot zwar angenommen, dann jedoch das Ergebnis nicht abgewartet hat. Zweifelhaft ist auch, warum augenscheinlich keine professionelle Begutachtung mit körperlicher Untersuchung der Familienmitglieder vor den Abschiebungsversuchen erfolgte. Spätestens bei der letzten Prüfung hätte den Mitarbeitern des Gesundheitsamtes der kritische Zustand der zweijährigen Tochter auffallen müssen. Wer das Kind mit Schläuchen im Körper jetzt auf der Intensivstation liegen sieht, kann schon wütend werden.“
Die Ermessensspielräume der Ausländerbehörden im Einzelfall entscheiden zu können, unter welchen Umständen eine Abschiebung in das Herkunftsland angemessen ist, sind vorhanden und müssen, gegebenenfalls in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsamtsämtern, auch im Sinne der Betroffenen genutzt werden. Hierbei sollten die Entscheidungen jedoch nicht nur unter rein ordnungspolitischen Gesichtspunkten gefällt werden, sondern eben auch der medizinischen sowie psychischen Situation der Betroffenen ausreichend Rechnung tragen.
Es stellt sich hierbei die Frage, wie behördliche Strukturen mit besonderen Situationen umgehen und unnötige Eskalationen wie diese vermeiden könnten. Schließlich kann das Vorgehen für die Betroffenen folgenschwere Konsequenzen bis hin zum Tode nach sich ziehen. Die Ermöglichung des Zugangs zur medizinischen Versorgung für Geflüchtete wird ebenso tangiert, wie die Frage nach einer angemessenen Beratungsstruktur. Es muss seitens der zuständigen beratenden Träger möglich sein, frühzeitig die juristische Situation mit Geflüchteten zu erörtern und auch über andere Sachverhalte des alltäglichen Lebens zu informieren. Der gültige Beratungsschlüssel im Land von 1:100 ist ungenügend. So war die Option die Härtefallkommission des Landes anzusprechen oder einen Asylfolgeantrag auf Grund der medizinischen Situation zu stellen der Familie gänzlich unbekannt.
Bereits die medizinischen Komplikationen bei Frau Xhafaj während der Schwangerschaft, die sich bereits im März für mehrere Tage im AMEOS-Krankenhaus in Calbe befand, sind Anzeichen, dass eine umfassende Prüfung unter Betrachtung aller wesentlichen Aspekte nicht erfolgte.
Die Integrationshilfe Sachsen-Anhalt e.V. verfolgt weiterhin den kooperativ orientierten Ansatz zusammen mit dem Landkreis eine Lösung zu finden. Hierzu bedarf es noch der Auswertung weiterer Unterlagen, um zu einer abschließenden Bewertung zu kommen und dem Landkreis einen Bericht vorzulegen.
Volksbank Magdeburg spendet der Integrationshilfe Sachsen-Anhalt e.V. ein VRmobil
veröffentlicht am 13.05.2015
Die IHSA freut sich über motorisierten Zuwachs. Am 6. Mai 2015 wurde dem Verein durch die Volksbank Magdeburg ein VW UP! Zur Unterstützung der umfassenden Vereinsaufgaben übergeben. Das Auto ist Teil des Programms „VRmobil“, in dessen Rahmen deutsche Volksbanken und Raiffeisenbanken, in Zusammenarbeit mit genossenschaftlichen Gewinnsparvereinen, Spendengelder aus dem Gewinnsparen für den täglichen Einsatz von Hilfsdiensten, Sozialstationen und anderen unverzichtbaren Einrichtungen ermöglicht. Mittlerweile sind nach Angaben der Initiatoren bundesweit über 2.000 VRmobile im Einsatz[1].
Der Verein ist über diese Sachspende sehr dankbar, da Mobilität – insbesondere im Hinblick auf das neu eröffnete Service- und Willkommensbüro in Schönebeck – für die regionale Ausweitung seiner Tätigkeiten im ländlich geprägten Sachsen-Anhalt unerlässlich ist. Zukünftige Projekte sowie eine umfassendere und weitreichendere Betreuung von hilfesuchenden Menschen können damit künftig besser durchgeführt werden.